ESG-Ratings: Chaosstifter oder Optimierungsrahmen für nachhaltige Investments?

Warum ESG-Ratings entstanden sind

Um Investor*innen die Bewertung der Nachhaltigkeitsperformance zu erleichtern, hat sich ein breiter Markt für ESG-Ratings entwickelt. Trotz geringer Vergleichbarkeit liefern sie eine erste Einschätzung zur ESG-Qualität von Unternehmen und dienen als Orientierungshilfe – gerade in zunehmend komplexen Märkten für nachhaltige Investments.


Äpfel und Birnen: Warum Ratings schwer vergleichbar sind

Ein direkter Vergleich zwischen Agenturen ist oft wenig sinnvoll. Unterschiedliche Bewertungsansätze, Methoden und Gewichtungen führen zu merklichen Abweichungen:

  • Unterschiedliche Herangehensweisen: Beispielsweise bewertet Sustainalytics primär Nachhaltigkeitsrisiken, während andere Anbieter stärker den Impact eines Unternehmens fokussieren.
  • Abweichende Themen- und Indikatorenauswahl: Welche ESG-Themen in die Bewertung einfließen, variiert.
  • Verschiedene Messmethoden & Gewichtungen: Indikatoren werden anders erhoben und unterschiedlich gewichtet – das verändert die Gesamtnote.

Fazit: Ein „Bestenranking“ über alle Agenturen hinweg ist methodisch heikel. Sinnvoller ist es, die Logik jedes Ratings zu verstehen und in Relation zu den eigenen Zielen zu setzen.

„Wirklich mangelhaft?“ – Wie stark Ratings voneinander abweichen

Eine Studie des CFA Institute zeigt die geringe Korrelation zwischen den Einstufungen großer Anbieter – von 0,65 (z. B. zwischen S&P Global und Sustainalytics) bis 0,14 (zwischen ISS und S&P Global).
Bedeutung für Anleger*innen: Je nach gewählter Agentur erhalten sie unterschiedliche Einschätzungen zur Nachhaltigkeitsleistung eines Unternehmens.

Treiben ESG-Ratings Nachhaltigkeit trotzdem voran?

Trotz fehlender Einheitlichkeit leisten ESG-Ratings praktische Orientierung. Sie helfen, Vorreiter und Nachzügler zu identifizieren und werden zunehmend auch für den Mittelstand relevant:

  • Kreditvergabe: Mittelstandsbanken berücksichtigen ESG-Ratings häufiger. Schlechtere Ratings können zu höheren Finanzierungskosten führen.
  • Kapitalströme: Die Fokussierung auf besser bewertete Unternehmen fördert Umlenkungen von Kapital – mit positiver Wirkung auf die Nachhaltigkeitsperformance.

Praktischer Effekt: Viele Agenturen bewerten (überwiegend) öffentlich zugängliche Informationen wie Website, CSR- bzw. Nachhaltigkeitsberichte. Dadurch lässt sich das Rating kurzfristig durch vollständige, gut auffindbare Veröffentlichungen verbessern. Langfristig braucht es jedoch konkrete ESG-Maßnahmen und ein belastbares Nachhaltigkeitsmanagement.

Was tun? Ein pragmatischer Umgang mit ESG-Ratings

ESG-Verantwortliche sollten priorisieren:

  1. Relevante Anbieter identifizieren: Welche Ratings haben in Ihrer Branche die höchste Reputation bei Investor*innen?
  2. Kriterien kennen & integrieren: Berücksichtigen Sie die Rating-Anforderungen in Strategie, Maßnahmen und Kommunikation.
  3. Transparenz erhöhen: Stellen Sie Daten, Kennzahlen und Richtlinien konsistent und leicht zugänglich bereit (Website, Bericht, Policies).
  4. Kurzfristig vs. langfristig: Publikationen optimieren – und parallel ESG-Programme stärken, um die Bewertung dauerhaft zu verbessern.

Unser Angebot: Mit Erfahrung in ESG-Management, Berichtslegung und zielgerichteter Kommunikation begleiten wir Unternehmen dabei, das Potenzial von ESG-Ratings bestmöglich auszuschöpfen.

Für Fragen zur Einführung, Optimierung oder Ergänzung Ihrer Nachhaltigkeitsarbeit und -kommunikation steht Ihnen das ESG-Team der Silvester Group gerne zur Verfügung.


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