Kann KI die Kapitalmarktkommunikation verbessern? – SILVESTER GROUP BLOG

Unsere Antwort ist eindeutig: JA!
Seit 2018 befasst sich das Algoritter-Team der Silvester Group mit den Möglichkeiten zur Erzeugung synthetischer Texte für die Kommunikation am Kapitalmarkt. In Gesprächen mit Robot-Programmierern und Algorithmus-Experten, in langen Versuchsreihen und Usability-Tests haben wir uns seitdem mit dem Thema KI-Texte auseinandergesetzt.

Der Durchbruch kam Ende 2022 mit der Veröffentlichung von ChatGPT, dem weithin bekannten Tool, das wir zunächst experimentell und inzwischen professionell für unsere Projekte einsetzen. ChatGPT und weitere Technologien zur Verarbeitung natürlicher Sprache (NLP) wie Jasper, Mindverse, Neuroflash oder die deutsche Entwicklung Luminous von Aleph Alpha wurden auf Ergebnis-Qualität und -Geschwindigkeit getestet und auf dieser Basis wurde eine für die Zwecke der Kapitalmarktkommunikation „parametrische Steuerung“ der KI mit Hilfe von zielgerichteten Prompts entwickelt.

Was erwarten unsere Kunden in der Kapitalmarktkommunikation?

Der Blick unserer Kunden richtet sich auf den Kapitalmarkt. Sie kommunizieren mit ihren Stakeholdern wesentlich durch ihre Investor Relations wie Road Shows, Investors‘ Presentations, Hauptversammlungen, Geschäfts- und Nachhaltigkeitsberichte. Gerade die Berichte sind für Analysten eine wichtige Quelle zur Beurteilung der Entwicklung und Bestandsfestigkeit von Unternehmen. Deshalb möchten die Unternehmen ihre Kernbotschaften möglichst eindeutig und klar, aber auch so vollständig wie nötig, kommunizieren. In der Praxis hat dieser Wunsch in vielen Fällen zu einer immensen Steigerung des Umfangs der Publikationen geführt. So sind Geschäftsberichte zu starken Kompendien und manche Company Presentations zu wahren Chart-Schlachten angewachsen.

Kein Wunder, dass wir in der Phase der Texterstellung immer häufiger um die Entwicklung präziser und kürzerer Texte gebeten werden. Bei im Laufe der Zeit immer größeren Textumfängen, deren Inhalte sich zum Teil auch noch jährlich wiederholen, ist der Wunsch zu Kürzung und zu mehr Varianz, die auch neue Leser anspricht, verständlich. Es ist aber nicht so einfach, große, komplexe und über Jahre aufgebaute Texte zu reduzieren. Wiederholungen und Redundanzen herauszufiltern, bedarf Übung und ist zeitintensiv.

Bild generiert mit Adobe Firefly

Was bieten wir unseren Kunden in der Kapitalmarktkommunikation?

Zwei Dinge spielen in der Kapitalmarktkommunikation eine bedeutende Rolle: Fach- und Sachkenntnis sowie Kunden- und Zielgruppenverständnis. Doch nun kommen zwei weitere Anforderungen hinzu: Prompting- und Aussagesicherheit. Beide Bereiche setzen ein tiefes Verständnis über die Möglichkeiten künstlicher Textgenerierung voraus. 

Es ist ein ganzes Bundle von Bedingungen zu beachten, um zu optimalen Ergebnissen zu kommen. Hierzu gehören:

  1. Die Wahl des best-geeigneten KI-Text-Tool: Soll ChatGPT selbst genutzt werden, das die Basis für die Chatbots wie Jasper, Neuroflash, Mindverse und andere bildet oder alternativ das Produkt Luminous des deutschen Start-up Unternehmens Aleph Alpha.
    Die KI-Text-Tools wurden für verschiedene Zwecke entwickelt und können in verschiedenen Branchen eingesetzt werden. Es handelt sich hierbei im Wesentlichen um „vorgepromptete“ Templates für Anwendungen wie Blog-Posts, Content Summarizer, SEO Improver, Werbetexte u.a.m. Um eine Auswahlentscheidung der Text-Tools zu treffen, sollte man auch wissen, ob deutsche Prompts und deutsche Texteingaben über einen maschinellen Translator erst übersetzt und nach Überarbeitung zurückübersetzt werden müssen, was fehleranfällig sein kann.
  2. Die richtigen Prompts. Es ist wie beim Fact Research: Man nähert sich zur Erfüllung der Anforderungen dem Ergebnis itterativ an und schärft die Zwischenergebnisse nach und nach durch die Eingabe neuer Prompts (Parameter). Wir nennen dieses Verfahren „parametrische Steuerung“, was technische und fachliche Expertise verlangt.
  3. ChatGPT basiert auf sogenannten Pre-trained Data. Auf nicht bis zum September 2021 „eintrainierte“ Daten kann das System intern nicht zurückgreifen.
    Dafür wurde am 17. Oktober 2023 die „Browse with Bing“-Funktion aus der Beta-Phase entlassen, was ChatGPT nunmehr ermöglicht, Informationen direkt aus dem Internet zu sammeln. Seitdem können Plus- und Enterprise-Kunden aktuelle Daten aus dem GPT-4 Modell-Selektor erhalten und darüber hinaus auch Quellenangaben anfordern. Allerdings werden die Ergebnisse z.Zt. nur in Englisch bereitgestellt.
  4. Das System bezieht seine Ergebnisse allein aus der nach statistischen Wahrscheinlichkeiten berechneten Wortwahl, die zu Texten (sinnvoll) neu zusammengeführt wird.
  5. Das System arbeitet mit Voreinstellungen, die die (durch die Anzahl der „Token“ begrenzte) Größe der Textausgabe betreffen (gleichzeitig die Abrechnungsbasis des Systems) oder der „Temperatur“. Mit der Temperatur wird die Textfreiheit des Systems bestimmt, welches den Kreativitätsgrad der Texte bestimmt. 
  6. Wird der Kreativitätsgrad hoch eingestellt, muss man wissen, dass das Tool zu sogenannten „Halluzinationen“ neigt und „Fake-News“ produzieren kann.
  7. Chatbots können derzeit nur eine begrenzte Menge von Zeichen verarbeiten. Längere zur Verarbeitung vorgesehene Texte müssen also in kleinere, zusammenhängende Portionen aufgeteilt und danach manuell wieder zum Gesamttext zusammengeführt werden.
  8. Die Nutzer von ChatGPT stehen gelegentlich wegen Systemüberlastung „im Stau“. Für ausgiebigere Arbeitssitzungen muss daher Zeit eingeplant werden.
  9. Eine besondere Herausforderung ist die Datensicherheit. Da alle eingegebenen Daten letztlich Trainingsdaten für das System sind (oder sein können), muss die Eingabe von Daten und Texten erst nach Prüfung der Vertraulichkeit und nach Extraktion von sicherheitsrelevanten Angaben erfolgen. 

Die Kenntnis und die Beachtung dieser Bedingungen versetzen uns in die Lage, unsere Aufgaben nicht nur nach kapitalmarktrelevanten Kriterien – sowohl in der Finanz- wie in der Kapitalmarktkommunikation – zu lösen, sondern auch nach Prompting-Gesichtspunkten zur Nutzung von Chatbots. So betrachtet hat sich Silvester Group im Bereich der Textentwicklung zu einem Prompting-Specialist weiterentwickelt.

Warum sind Chatbots eine ideale Ergänzung in der Kapitalmarktkommunikation?

Die Kapitalmarktkommunikation verlangt eine klare und präzise Beschreibung der Inhalte zum Unternehmen, zu seinen Produkten, seinen Zielen und seiner Strategie. Außerdem müssen Wiederholungen und Redundanzen vermieden und die Geheimhaltung von vertraulichen Informationen strikt beachtet werden. Diese Anforderungen können durch tieferes (bzw. itteratives) Prompting in der Textbearbeitung schneller und zudem sicherer umgesetzt werden. 

ChatGPT ist somit das ideal ergänzende Textbearbeitungstool in der Kapitalmarktkommunikation. Denn Texte, die von den im Unternehmen Verantwortlichen erstellt werden, bedürfen keiner ausgeprägten zusätzlichen Recherche, sondern sind nur in sich abzustimmen. Chatbots dienen somit als Grundlage für eine zielgerichtete, sachliche Überprüfung der Inhalte unter journalistischen Aspekten. Gleichzeitig können die Chatbots zur Sicherstellung einer einheitlichen unternehmensbezogenen „One-Voice-Policy“ genutzt werden. So können KI-Tools die Arbeit der Redaktionen von Kapitalmarktkommunikation ergänzen, erleichtern und zum Teil erheblich beschleunigen.

Die Silvester Group arbeitet an dieser wichtigen Schnittstelle der Unternehmenskommunikation, behält dabei die rasante Weiterentwicklung ständig im Blick und sorgt durch den gezielten Einsatz von Technologie für optimierte Prozesse.

Wir haben uns auf die Entwicklung und Nutzung von KI-Text-Tools für die Zwecke der Kapitalmarktkommunikation spezialisiert. Sprechen Sie uns an.